Vereinsgeschichte

Vereinsgeschichte – Versuch einer Selbstdarstellung

Wenn hier der Versuch unternommen wird den Verein zu charakterisieren, so kann ein derartiger Versuch keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Es soll hier das Wesen des ‚Vereines zumindest in Grundzügen aufgezeigt werden.

Das 35 – jährige Bestandjubiläum – gekrönt von größten sportlichen Erfolgen. Begleitet aber auch von allen Höhen und Tiefen, die der Sport generell mit sich bringt. bzw. die durch die spezielle Situation des Vereines bedingt waren.

Wieso konnte gerade in Achomitz im Gailtal ein derart erfolgreicher Verein entstehen und auf höchster sportlicher Ebene bestehen. So bestehen, dass von der Sportpresse, die zweifellos zu Übertreibungen neigt, Titel wie „Das Springerwunder von Achomitz“, „Die Achomitzer Adler“, erfunden wurden, um die erreichten Erfolge zu beschreiben und sich so eine tiefgründigere Analyse zu ersparen.

Mensch und Natur in Wechselbeziehungen

Achomitz liegt im Gailtal. Eine zunächst überflüssig erscheinende Feststellung. Hier geht es jedoch nicht nur um das Gailtal als geografischen Begriff, sondern um das Gailtal als Lebens- und Kulturraum, ums Gailtal in seiner geschichtlichen Bedeutung. Das Gailtal ist landschaftlich äußerst interessant und weist viele Naturschönheiten auf. Leider wurde auch hier die Natur durch den Menschen vielfach vergewaltigt.

Das Tal wird geprägt durch die Gailtaler Alpen, vor allem den Dobratsch, den Gailfluss und die von der Gail geschaffenen Mooswiesen. Das Tal ist offen und breit, es weitet sich dann zum Villacher Bescken. Zufall oder auch nicht, das Gailtal findet sich auch an der Schnittstelle dreier Kulturkreise, des romanischen, slawischen und germanischen.

Die Bewohner des Gailtales wurden durch diese Landschaft, durch die Geschichte dieses Gebietes geprägt. Andererseits haben die Menschen in diesem Tale unverkennbare Spuren hinterlassen und das Tal in seiner Eigenheit zusätzlich geprägt. Erwähnt sei hier vor allem das typische Gailtaler Haus, das Gailtaler Dorf in seiner geschlossenen Struktur und seiner Erweiterung zum Dorfplatz mit der dominierenden Dorflinde. Auf die ökologischen und archetektonischen Fehlentwicklungen auch im Gailtal kann und soll hier nicht näher eingegangen werden.

Unsere Kultur als Ausgangspunkt der sportlichen Arbeit

Durch diese natürlichen und historischen Gegebenheiten geprägt scheint der Bewohner des Gailtales (Ausnahmen gibt es auch hier) aufgeschlossen und doch in einer Weise der Tradition verbunden. Erwähnt seien hier vor allem die Bräuche, die – wie auch in anderen Kulturen – am offenkundigsten das Empfinden und das Geistesleben der Menschen wiederspiegeln. Gerade im Gailtal haben sich viele Bräuche bis in die heutige Zeit erhalten. Man denke an die „Gailtaler Hochzeit“, die leider in den beiden letzten Jahrzehnten an der ursprünglichen kulturellen Vielfalt eingebüsst hat, aber nach wie vor im Bewusstsein der Menschen und im Lied weiterlebt, man denke vor allem an den „Gailtaler Kirchtag“ mit dem Kufenstechen und dem Lindentanz, der seinesgleichen sucht. Für den Ursprung des Kufenstechens gibt es viele Erklärungen, am plausibelsten und den wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechend erscheint aber dieses: Die Gailtaler, vor allem die Bewohner der Ortschaften mit den in Allgemeineigentum stehenden Mooswiesen waren Pferdezüchter. Auf Grund dieser Voraussetzungen waren sie prädestiniert für das Fuhrgewerbe und befuhren unter anderen die Strecke Wien – Venedig. Auf diesen Fahrten dürften sie mit den adeligen Ritterspielen in Kontakt gekommen sein und wollten ähnliches auch zu Hause aufführen. Auf diese Weise dürfte das Kufenstechen und Lindentanz entstanden sein. Das Kufenstechen, um das beste Pferd herzuzeigen und es dem geschicktesten Reiter zu ermöglichen, sein Können öffentlich zu demonstrieren. Und schließlich der Lindentanz, mit dem die Vollkommenheit des Gruppentanzes und die allgemeine Freude an diesem jährlichen wiederkehrenden Erlebnis (Volkstanz in seiner ureigensten Form und Bedeutung) ausgedrückt wird.

Der Mensch – geprägt durch Natur, Geschichte und Kultur

Die Feststellung, dass die Gailtaler durch diese Bräuche geprägt wurden und werden, ist daher sicherlich nicht verfehlt. So ist auch die teilweise sehr emotionale Bindung der Gailtaler an ihre Kultur verständlich. Das untere Gailtal ist auch heute noch zweisprachig (deutsch – slowenisch) und hat gerade diese Zweisprachigkeit die Menschen stark geprägt. Nur der Ordnung halber sei für Außenstehende festgestellt, dass z.B. der Kirchtag, das Kufenstechen und der Lindentanz ohne die slowenischen Lieder unvergleichlich an kulturellem Sinngehalt einbüssen würden. Auch wenn viele dies nicht wahrhaben wollen: Mit dem Negieren der slowenischen Lieder, der slowenischen Kultur des Gailtales, mit der geschichtlich bedingten Ablehnung der Zweisprachigkeit des unteren Gailtales würde ein Grossteil dieser kulturellen Vielfalt zerstört werden. Das Kufenstechen und der Lindentanz, unsere Kultur überhaupt würden in reine Folklore ausarten, der er an jeglichem kulturellen Sinngehalt und historischem Bezug mangeln würde. Damit würde aber die Kultur des Gailtales für unsere Freunde und Gäste aus aller Welt uninteressant werden. Denn gerade die selbstbewusste Darstellung der eigenen Kultur, die gelebte und offen gezeigte Freude an der eigenen Geschichte, die Symbiose zwischen Natur und Mensch macht den Reiz des Gailtales und seiner Bewohner aus.

Diese ausführliche Einleitung scheint zunächst unnotwendig. Sie wird aber für den Leser verständlich, wenn er weiß, dass die Gemeinde Hohenthurn und hier vor allem die Ortschaft Achomitz an all diesen geschichtlichen und kulturellen Strömen teil hatte und hat.

Pferdezucht, Fuhrleute, Kufenstechen, Lindentanz, die Dorflinde mit dem allabendlichen Gesang der Burschen, die teilweise Verdrängung der Zweisprachigkeit und der mit ihr verbundenen Kultur – dies alles traf und trifft auch auf Achomitz zu. Aus dieser Situation – Verbundenheit mit der eigenen Tradition, die von offizieller Seite verdrängt wurde (und wird) – entstand für die Jugend unter den geänderten sozioökonomischen Verhältnissen (Auflösung der dörflichen Struktur) das Bedürfnis das ursprüngliche Kulturverständnis zu bewahren und über nationale Schranken hinweg Toleranz und Freundschaft zu leben, nicht aber als bloße Phrasen stehen zu lassen.

Gründung des Vereines – die wichtigsten Momente

Von diesen grundsätzlichen Gedanken sind auch die Gründer des SV Achomitz/SD Zahomc, vor allem aber der Obmann Dr. Janko Wiegele ausgegangen. In seiner Person kamen diese historischen und kulturellen Eigenheiten des Gailtales besonders stark zum Tragen. Bedingt durch seine Gymnasialzeit in Klagenfurt und sein Studium an der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Wien, bestärkt auch durch den Sieg der demokratischen Kräfte Europas, der zur Beendigung de zweiten Weltkrieges führte, entwickelte er ein neues Selbstbewusstsein. Er sah unter gegebenen Verhältnissen die Notwendigkeit der Öffnung der Kultur über nationale Grenzen hinweg. Aus einer bäuerlichen Familie stammend, war es eine ideale Fügung, dass sein Bruder Franz Wiegele auch ein aktiver Sportler und guter Alpinschifahrer war. Diese personelle Kombination war ungeheuer wichtig und befruchtend für die Arbeit des SV Achomitz/SD Zahomc. Dr. Janko Wiegele hat als Obmann allzeit und überall dafür Sorge getragen, dass sich die Arbeit des SV Achomitz/SD Zahomc nicht nur auf die rein sportliche Tätigkeit beschränkte. Es ist sicherlich auch sein Verdienst, dass der Sport sowohl im Lande als auch über die nationalen Grenzen hinweg als völkerverbindend begriffen wurde. Dies nicht nur im Wort, sondern auch in der Tat. Franz Wiegele hingegen hat als Trainer in diesem Sinne gewirkt und erübrigt sich bei den erreichten Erfolgen jede Diskussion über seine fachliche Qualifikation. Es sei hier klar festgestellt, dass die beiden den Werdegang des SV Achomitz/SD Zahomc nicht nur entscheidend geprägt haben, sondern wäre ohne sie die Gründung und der Werdegang des Vereines nicht denkbar. Durch diese Feststellung soll aber Anteil der übrigen am Werdegang des SV Achomitz/SD Zahomc – sei es der freiwilligen Helfer beim Bau der Schanzen und bei den alljährlichen Vorbereitungen für die Sprungsaison, sei es der aktiven Sportler – nicht geschmälert werden.

Sportliche Traditionen in Achomitz

Wenn man die Entstehung des SV Achomitz/SD Zahomc analysiert, sollte man neben den dargelegten Grundsätzen selbstverständlich nicht übersehen, dass es in Achomitz schon vor der Gründung des SV Achomitz/SD Zahomc organisierte sportlicher Tätigkeiten gab. So wurde 1901 der erste slowenische Alpenverein Kärntens in Achomitz gegründet und zählten auch einige Achomitzer zu den Gründungsmitgliedern. Zu den Verdiensten dieses Vereines zählt die Errichtung einer Almhütte, auf der Achomitzer Alm und vor allem die Verbreitung des Gedankens, dass unsere Almen, unsere Berge nicht nur für die Almwirtschaft sondern durch ihre natürliche Schönheit auch für die Erholung von unschätzbarem Wert sind. In der Zwischenkriegszeit konnte, nachdem der schreckliche zweite Weltkrieg beendet und dessen Folgen überwunden waren, angeknüpft werden. Der alpine Schilauf entwickelte sich in Achomitz wieder relativ schnell und gab es sehr bald wieder gute Schiläufer. Nur nebenbei sei hier bemerkt, dass die Skispringer des SV Achomitz/SD Zahomc durchwegs auch gute Skifahrer waren und sind. Dies entgegen der landläufigen Meinung, dass meist schlechte Skifahrer zum Skispringen hingezogen werden.

Impulse aus Slowenien

Das auslösende Moment, dass man sich schließlich für den Sprunglaufsport entschied, war eher ein tragischer. Im Jahre 1952 wurde die Ortschaft Heiligenblut von einer schweren Lawinenkatastrophe heimgesucht. Dr. Janko Wiegele beteiligte sich damals als Student bei den Rettungsmaßnahmen. An diesen Rettungsmaßnahmen beteiligten sich aus internationaler Solidarität auch Studenten aus Ljubljana. Mit diesen kam Dr. Janko Wiegele in Kontakt, da er auf Grund seiner Sprachkenntnisse als Dolmetsch fungierte. Er lernte dabei Janez Goriš ek kennen. Janez Goriš ek war damals aktiver Springer und ist jetzt als Schanzenkonstrukteurweltbekannt. Durch ihn wurde Dr. Janko Wiegele mit dem Sprunglaufsport bekannt und hat seinen Bruder Franz zum Sattnitzspringen in Klagenfurt im Jahre 1953 eingeladen. Bei diesem Springen wirkte u.a. auch Slavko Avsenik (vom weltbekannten Oberkrainer Ensemble) als Springer mit. Franz Wiegele begann sich damals für den Sprunglaufsport zu interessieren und besuchte gemeinsam mit seinem Bruder das nächste Springen in St. Johann/St. Jan ž im Rosental. Dort wurde mit Janez Gori šek vereinbart, dass er mit dem damals bekannten Schanzenkonstrukteur Ing. Bloudek in Verbindung treten werde, um die Möglichkeiten des Schanzenbaues in Achomitz zu ventilieren. Ing. Bloudek hat sich daraufhin sofort bereit erklärt, den jungen Achomitzern beim Bau der Schanze zu helfen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass in Achomitz zunächst eine  30 m und nicht gleich eine 60 m oder 80 m Schanz entstanden ist. Auf Grund der erwachten Begeisterung für den Sprunglaufsport übersehen die jungen Achomitzer nämlich, dass auch Skispringer erst herangebildet werden müssen und dass dies niemals auf einer großen Schanze, sondern immer zuerst auf einer kleinen Schanze erfolgen muss.

Aufbauarbeit und Erfolge

Es folgten dann Jahre harter und konsequenter Arbeit, die schließlich auch entsprechend belohnt wurden. Als zweifellos grösste Erfolge seien hier die glänzenden Resultate der Achomitzer Skispringer bei der Vierschanzentournee im Jahre 1975 sowie der Olympiasieg von Karl Schnabl bzw. der sechste Platz von Hans Wallner bei der Olympiade in Innsbruck im Jahre 1976 angeführt.

Nach den großen Erfolgen bei der Olympiade wurde Karl Schnabl und Hans Wallner in Achomitz ein großer Empfang bereitet. Leider wurde diese Feier durch intoleranter Kräfte gestört. Es kam zu unschönen Szenen – Pfiffe, Schreie, Abdrehen des Mikrofons – als Dr. Janko Wiegele beim Empfang der erfolgreichen Springer, wie bei jeder anderen Veranstaltung des SV Achomitz/SD Zahomc, nach den deutschsprachigen Teil seine Ansprache auch slowenisch sprechen wollte. Hier wurde offensichtlich die auf Toleranz und Völkerfreundschaft, auf die Überwindung nationaler Gegensätze ausgerichtete Arbeit des Vereines von der politischen Realität Kärntens eingeholt. Die Störer, die den slowenischen Teil der Ansprache verhindern wollten, störte ganz einfach die Tatsache, dass das Slowenische neben dem Deutschen bei diesem öffentlichen Anlass gleichberechtigt verwendet werden sollte. Sie übersehen aber, dass gerade dieses Ringen um die konsequente Zweisprachigkeit, dieses ständige Bemühen um Toleranz und nationale Versöhnung einer der Grundsteine für die großen sportlichen Erfolge war. Der SV Achomitz/SD Zahomc hat durch konsequente Arbeit und durch konsequentes Festhalten an den Grundsätzen auch diesen Rückschlag überwunden und damit die Basis für weitere Erfolge geschaffen.

Bau des Sprunglaufzentrums – Ausblicke

Durch die Errichtung des neuen und einzigartigen Sprunglaufzentrums hat der SV Achomitz/SD Zahomc die Basis für die sportliche Arbeit geschaffen. Es sei hier allen Institutionen gedankt, die durch großzügige Subventionen die Errichtung dieses Sprunglaufzentrums ermöglicht haben.

Nichtsdestotrotz muss aber neben der materiellen Basis auch die ideelle Basis der Vereinsarbeit bestehen bleiben und gefördert werden. Denn Toleranz, Freundschaft und die Überwindung nationaler Barrieren sind in dieser „wieder“ durch Fremdenhass erschütterten Welt notwendiger denn je.

Der SV Achomitz/SD Zahomc kann auf „seinem“ sportlichen Weg mit der Unterstützung vieler Freunde rechnen und sicher werden sich noch viele neue Freunde anschließen.